Gezeichnete, offene Hände

Sorge Du – Ich vertraue

Don Dolindo Ruotolo – 

Warum lasst ihr euch so leicht beunruhigen und verwirren? Überlasst doch mir eure Sorgen, und alles wird sich beruhigen. Sich mir hingeben heißt nicht: sich ängstigen und verzweifeln, um dann ein erregtes Gebet an mich zu richten, damit ich euch beistehe. Sich mir hingeben heißt vielmehr: die Augen der Seele ruhig schließen und sich mir überlassen, damit ich allein euch ans andere Ufer trage wie ein schlafendes Kind auf den Armen seiner Mutter. Das, was euch durcheinanderbringt und euch so sehr schadet, ist euer Grübeln und Nachsinnen, euer sich Sorgen und Abquälen, weil ihr meint, ihr müsstet um jeden Preis alles selbst tun.

Wie vieles kann ich wirken, wenn die menschliche Seele sich in ihren geistigen und materiellen Nöten und Bedürfnissen an mich wendet, wenn sie sich bemüht, mich anzuschauen, mir voll Vertrauen zu sagen: Sorge Du! Ihr müsst die inneren Augen schließen und in meinen Armen ruhen! Im Leiden betet ihr, dass ich es euch nehmen soll, aber ganz so, wie ihr es euch vorstellt. Ihr wendet euch zwar an mich, wollt aber, dass ich mich euren Vorstellungen anpasse. Dabei seid ihr wie Kranke, die den Arzt um eine Behandlung bitten, ihm jedoch vorschreiben, wie er handeln soll. Macht es doch nicht so, sondern betet, wie ich es euch im Vaterunser gelehrt habe: ‚Geheiligt ­werde Dein Name!’ und damit ist gemeint: Sei doch Du verherrlicht in meiner Not und Bedrängnis! Wenn ihr betet: ‚Dein Reich komme!’ – dann ist gemeint: Alles trage dazu bei, Dein Reich in uns und in der Welt aufzubauen. Wenn ihr betet: ‚Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden!’ – so ist gemeint: Verfüge Du in meiner Angelegenheit, wie es besser für mich ist, hier auf der Erde und für das ewige Leben. Wenn ihr mir wirklich sagt: ‚Dein Wille geschehe’ oder ‚Sorge doch Du für mich!’, so greife ich mit meiner ganzen Allmacht ein und löse die schwierigsten Situationen.

Wenn du siehst, dass das Übel sich verschlimmert, statt sich zu bessern, dann beunruhige dich nicht. Schließe wiederum die Augen deiner Seele und deines Herzens und sprich voll Vertrauen: ‚Dein Wille geschehe, sorge Du, o Herr!’ Ich verspreche dir, dass ich mit meiner ganzen göttlichen Allmacht sorgen und eingreifen werde, ja, dass ich auch ein Wunder wirken kann, wenn es nötig ist.

Richtet euren inneren Blick ganz auf mich; legt die Gedanken an die Zukunft wie eine Versuchung ab. Ruht einfach in mir, glaubt an meine Güte, und – ich beschwöre euch gleichsam bei meiner Liebe – wenn ihr so zu mir sagt: ‚Sorge Du!’, dann werde ich voll und ganz sorgen, euch trösten, euch befreien, euch führen.

Und wenn ich euch dann einen anderen Weg führen muss als den, den ihr meint, dann trage ich euch trotzdem auf meinen Armen. Ihr werdet nur schlaflos, wenn ihr alles abschätzen und erwägen, alles erkunden und bei allem mitdenken wollt. Der Böse will unbedingt, dass ihr in Unruhe und Verzweiflung seid, um euch so meinem Wirken und meiner Liebe zu entziehen, damit ihr euch ganz menschlichem Denken und Handeln hingebt. Deshalb vertraut mir ganz! Ruht in mir! Gebt euch in allem mir hin! Wann immer ihr seht, dass sich alles noch mehr verwickelt, dann sagt mit geschlossenen Augen eures Herzens: ‚Jesus, sorge nun Du!’

Macht es so, und ihr werdet große, andauernde, jedoch stille Wunder erleben, die das Vertrauen und eure Liebe zu mir stärken. Ich, euer Gott, werde sorgen. Ich versichere es euch!

 

Aus Bernhard Meuser: Beten – eine Sehnsucht, fontis-Verlag 2015, S. 140-143 (gekürzt).

Don Dolindo Ruotolo (1882-1970 Neapel) lebte in der Erfahrung einer beständigen Gegenwart Christi – so intensiv, dass er seine Stimme hörte. In diesem Text lässt er Jesus zu uns sprechen.

Bild:©Isabel Wagner, aquarell 2017
Brennpunkt-Seelsorge 1 / 2021: Unter dem Kreuz
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