Brennpunkt-Seelsorge:

Love Coffee. Love Jesus.

Interview mit Flinn Schneider von Rudolf M. J. Böhm –

Flinn, du machst morgens regelmäßig Stille Zeit, du verbringst Zeit mit Gott. Was hat dich dazu bewogen?

Am Anfang war es nur eine Idee, nachdem ich mit einem guten Kumpel darüber geredet hatte. Ich fand es einfach cool, einmal die ganze Bibel zu lesen und mehr Zeit mit Gott zu verbringen. Dann habe ich mir einen Bibelleseplan besorgt und als ich damit angefangen hatte, habe ich gemerkt, dass mir das einfach guttut und ich mich mit anderen Leuten darüber austauschen kann. Den Tag so zu beginnen ist einfach anders, als morgens aus dem Bett zu fallen, zu frühstücken und dann in die Schule zu gehen. Das, was ich morgens gelesen habe, kommt mir manchmal auch tagsüber wieder in den Sinn und dadurch bekommt der Tag eine andere Ausrichtung.

Würde dir etwas fehlen, wenn du die Zeit mit Gott nicht hättest?

In den Ferien habe ich die regelmäßige Stille vernachlässigt und nach ein paar Tagen gemerkt, dass mir die Zeit, die ich für Gott reserviert hatte, irgendwie fehlt. Das Ankommen und zur Ruhe kommen bei Gott ist eine Erfahrung, die man nicht selbstverständlich im Alltag macht. Selbst wenn man scheinbar nichts tut, ist man irgendwie doch mit etwas beschäftigt; mit dem Handy oder irgendetwas anderem. Die Stille am Morgen ist die einzige Zeit am Tag, in der ich wirklich zur Ruhe kommen kann.

Welche Erfahrungen machst du?

Ich hab‘ da keine explodierenden Gefühle. Ich stelle mir einfach vor, dass Jesus neben mir sitzt und sich freut, dass ich mir Zeit für Ihn nehme. Ich glaube, dass Er selbst mir die Sehnsucht nach dem Zusammensein mit Ihm ins Herz gelegt hat. Dazu kommt, dass ich in der Bibel lesen kann, wie Gott sich im Leben von Menschen auswirkt. Dass man Gott in seinem Leben wirklich erleben kann, bringt mich immer wieder ins Staunen.

Das hört sich an wie das Zusammensein mit einem Freund!

Ja, das ist ein guter Vergleich. Bei Gott ist das schon voll krass, dass wir einfach zu Ihm kommen können, so wie wir sind. Ich kann mit Ihm über alles sprechen: was ich erlebt habe, was ich heute noch vorhabe, ganz egal. Gott kennt mich sowieso und es würde gar nichts bringen, wenn ich mich vor Ihm verstellen würde. Sich nicht verstellen zu müssen ist ja das Ideal in zwischenmenschlichen Beziehungen, das leider nicht immer so ganz gelingt. Vielleicht suche ich das gerade deshalb bei Gott.

Wie gestaltest du deine Stille Zeit?

Erstmal mach ich mir einen Kaffee. Damit verbinde ich diese Zeit mit etwas, was ich gerne mag. Dazu gehört auch ein geeigneter Ort, an dem ich mich wohl fühle. Dort zünde ich manchmal eine Kerze an, setze mich 10-15 Minuten auf meinen Knieschemel, schließe meine Augen, bete und gehe meinen Gedanken nach, bis ich einigermaßen ruhig geworden bin. Dann lerne ich ein paar ­Bibelverse auswendig, die ich wichtig finde und auf kleine Kärtchen geschrieben habe. Jetzt habe ich gerade angefangen, Psalm 29 auswendig zu lernen. Danach nehme ich die Bibel zur Hand, ­einen Textmarker und einen Bleistift, Anspitzer und Lineal. Damit streiche ich mir im Text Sachen an oder mache mir Notizen am Rand. Am Ende bete ich noch kurz und dann ab in die Schule.

Merkst du dadurch eine Veränderung in deinem Leben?

Auf jeden Fall. Eine Bibelstelle ist bei mir mal ­besonders hängen geblieben: Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus (Eph 4,32). In Situationen, in denen es für mich herausfordernd ist, anderen gegenüber freundlich zu bleiben, kommt sie mir in den Sinn. Je öfter ich auf das höre, was Gott sagt, desto mehr bin ich davon eingenommen. Es heißt ja: Wer in Christus ist, ist eine neue Kreatur. Ich bin überzeugt, dass die Beschäftigung mit dem Wort ­Gottes das Leben eines Menschen verändert.

Betest du nur morgens oder manchmal auch tagsüber?

Klar, wenn ich zum Beispiel auf dem Fahrrad zur Schule unterwegs bin oder zwischen den Unterrichtstunden eine Pause habe, vor einem Test oder beim Zahnarzt. Meistens, wenn etwas mich herausfordert oder verunsichert.

Gibt es Leute, mit denen du über deine Erfahrungen mit dem Wort Gottes austauschen kannst?

Mit meiner Freundin bin ich häufig und intensiv im Austausch. Wir reden darüber, wie wir die Bibel­stellen verstehen, die uns am Morgen wichtig geworden sind. Ich habe einen Kumpel aus der Schüler-SMD, mit dem ich mich regelmäßig über Zoom treffe und gemeinsam Bibel lese, im Moment den 1. Petrusbrief. Meistens lesen wir einfach zwei bis drei Verse und reden dann darüber. In unserer Gemeinde und in einer Nachbargemeinde gibt es Jugendgruppen, zu denen ich gehe. Mit ein paar Jungs aus meinem Jahrgang habe ich schon öfter interessante Gespräche über den Glauben geführt und mit ihnen Antworten auf ihre Fragen gesucht. Natürlich haben wir sonst auch noch über alles Mögliche andere geredet. Das ist eine sehr schöne Erfahrung.

Bist du mit Absicht missionarisch unterwegs?

Dass andere erfahren, dass ich Christ bin, passiert meist einfach aus dem Gespräch heraus. Manchmal wird mir auch im Gebet klar, dass ich mit dem anderen nochmal über etwas reden soll; dann tu ich das mit Absicht. Im Geschichts­leistungskurs haben wir einen Lehrer, der darauf Wert legt, dass wir untereinander ins Gespräch kommen und diskutieren. Dabei kommt es zwischen meinen Freunden und mir manchmal auch zu Glaubensfragen. Es ist schon meine Absicht, meinen Glauben zu bezeugen; Jesus hat uns ja dazu auch den Auftrag gegeben. Ich setz mich dabei aber nicht unter Druck. Wenn etwas zustande kommt, dann freue ich mich, wenn nicht, dann nicht. Ich tue es einfach, weil es mir entspricht, und wenn Gott mir Gelegenheiten gibt, dann will ich sie auch nutzen.

Eine ziemliche Herausforderung, anderen Rede und Antwort zu stehen.

Ich kann nur das sagen, was ich wirklich weiß. Wenn ich etwas nicht weiß, dann sage ich das. Ich tue nicht so, als ob ich alles wüsste, und nachher habe ich kompletten Müll geredet. Manche Themen habe ich schon mit anderen durchgekaut und dabei Erkenntnisse gewonnen, die ich gerne weitergebe. Entscheidend ist, dass ich damit nicht im Widerspruch zur Bibel stehe. Wenn ich kritisch hinterfragt werde, freue ich mich, wenn ich etwas entgegnen kann, vor allem wenn es darum geht, Vorurteile gegenüber Christen abzubauen. Ich stelle mich dem Gespräch, so gut ich kann.

Was tust du, um deine Glaubenskenntnisse weiter zu vertiefen?

Im Gottesdienst am Sonntag werde ich oft durch die Predigt angeregt. Der Austausch mit anderen bringt mich tiefer ins Nachdenken. Eine Zeit lang habe ich Podcasts von Tobias Teichen oder Johannes Hartl zu bestimmten Themen gehört; z. B. über die Theodizee-Frage – der gute Gott und das Leid. Auf YouTube habe ich mir Predigten von Paul Washer angeguckt, der, wie ich finde, krass gute Sachen sagt. Da höre ich Sachen, auf die ich selber gar nicht gekommen wäre.

Der Glaube ist für immer weniger Menschen von Bedeutung. Gleichzeitig werden wir mit verlockenden Angeboten wie Filmen, Serien, Musik, Spielen, etc. überschüttet. Wie gelingt es dir, dranzubleiben?

Ich bin generell nicht so der Seriengucker. An Wochenenden versacke ich auch mal auf YouTube. Grundsätzlich ist es für mich eine Frage von Prioritäten. Ich will von nichts anderem abhängig sein als von Gott. Ich bin verantwortlich dafür, wie ich meine Zeit nutze. Ich glaub schon, dass Jesus uns grundsätzlich Gutes gönnt, dass wir das Leben auch einfach mal entspannt genießen dürfen. Letztlich müssen wir ein Gespür für das richtige Maß entwickeln und das, was gut für einen ist und was nicht. Manchmal merke ich das erst hinterher.

Gab es schon Situationen, wo du herausgefordert warst, deine Meinung zu vertreten?

In einem Gespräch mit einem Kumpel musste ich z. B. mal meine Meinung zum Thema Abtreibung vertreten. Das war nicht leicht, aber da heutzutage überall Toleranz gepredigt wird, kann ich meine Meinung ja auch äußern. Letztlich ist mir auch egal, was andere über mich denken. Ich bin keiner, der extreme Positionen vertritt oder sich vorne hinstellt und sagt, ihr müsst jetzt alle so denken wie ich; aber im Gespräch will ich Stellung beziehen können. Bisher bin ich noch nicht in eine Situation gekommen, wo ich mich nicht getraut hätte, meine Meinung zu sagen. Vielleicht kommt das ja noch. Die meisten Leute, die ich kenne, wissen, dass ich Christ bin und respektieren mich. Bis jetzt habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, wenn ich mich dazu bekannt habe.

Hast du schon eine Ahnung davon, was du in deinem Leben gerne umsetzen willst?

Ich würde gerne später einen Beruf ausüben, indem der christliche Glaube eine Rolle spielt, ganz konkret mit Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen, z. B. als Jugendreferent. Ich würde gerne Jugendliche begleiten, Jugendgottesdienste mit ihnen gestalten, Jugendfreizeiten durchführen. Das liegt mir am Herzen.

Vielen Dank, Flinn, für das Gespräch und dass du dir dafür Zeit genommen hast.

Interview mit Flinn Schneider von Rudolf M. J. Böhm. Flinn Schneider geht in Greifswald zur Schule, liebt Sport, guten Lobpreis und gemeinsame Aktionen mit Freunden.

Brennpunkt-Seelsorge 1 / 2022: Umgestaltet – Geistlich in die Tiefe wachsen
⇥  Magazin bestellen oder PDF downloaden
Vorheriger Beitrag
„Wir ruhen uns da durch“ – Im Neinsagen zum Wesentlichen gelangen
Nächster Beitrag
Das Leben ist eine Baustelle – Gedanken zu 1 Kor 3,11

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.

Weitere Artikel zum Thema

Archiv