© Meike Buetow

Als ein Geschenk von dir schenke ich mich dir.

Last lecture nach 30 Jahren Seelsorgeseminar

Dreißig Jahre lang durfte ich unsere Seelsorgeseminare begleiten und inhaltlich bereichern. Im Dezember 2022 haben meine Frau, die in den vergangenen sieben Jahren in dieser Arbeit eng an meiner Seite war, und ich das letzte Seminar abgeschlossen. Der Zeitpunkt schien uns für diese Entscheidung günstig. Unabhängig voneinander hatten meine Frau und ich gespürt, dass wir unserer eigenen Familie mit 15 Enkeln in der kommenden Zeit mehr Platz in unserem Leben einräumen sollten. Als vielseitig gefragte Großeltern wollen wir den Kairos nicht versäumen, der heranwachsenden Generation noch etwas weiterzugeben. Wir setzen uns also nicht zur Ruhe, sondern verschieben lediglich unser Wirkungsfeld.

Unsere Redaktion kam auf die liebenswerte Idee, mich um eine „Last Lecture“ zu bitten. Ich musste erst einmal nachforschen, was damit gemeint ist. An amerikanischen Universitäten bittet man einen Professor, so zu tun, als hätte er oder sie nur noch diese eine letzte Vorlesung, um einmal zu sagen, was er den Studenten schon immer mal ­sagen wollte. Dabei geht es weniger um Fakten als vielmehr um Lebensweisheiten. Nach 30 Jahren Seminararbeit mag es auch für mich eine gewisse Berechtigung geben, mich auf ähnliche Weise unserer Leserschaft mitzuteilen. Das bedeutet übrigens nicht, dass ich nicht weiterhin Texte schreiben werde.
Bei meinen Ausführungen möchte ich mich gerne ganz auf das Thema dieses Heftes einlassen.

Der Weg der Hingabe

Vertrauen ist im Leben eines Christen die zentrale Wirklichkeit, die sein ganzes Leben durchzieht und umfängt. Vertrauen ist die Grundlage für Menschlichkeit in allen Lebensbereichen. Es ist das Erste, was ein Mensch von Beginn an tut. Das Kind im Mutterschoß lebt vom Vertrauen darauf, dass es umsorgt wird und leben darf. Vermehrt versucht man heute das Leben nach Richtlinien technischer Zweckmäßigkeit zu organisieren. Doch das Leben lässt sich nicht durch ausgeklügelte Kontrollmechanismen in den Griff kriegen, auch wenn alle totalitären Systeme das immer wieder versucht haben und noch immer ver­suchen. Ohne vertrauensvolle Beziehungen vermag uns auch das Leben mit größtem Komfort nicht glücklich zu machen. Auch die Flucht in virtuelle Räume führt früher oder später zu einem bösen Erwachen, weil durch ununterbrochenen Konsum unser Leben auf Dauer verdorrt. Menschen sind einfach nicht dazu bestimmt, zu ihrem eigenen Vergnügen zu leben.

„Selbsthingabe“ gehört heutzutage zu den Begriffen, die große Abwehr erzeugen. Vermutlich denken viele dabei an eine Art Selbstzerstörung. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir die lichtvollen Lebensregeln, die von Christus herkommen, auf die drängenden Beziehungsnöte unserer Zeit betrachten, werden wir feststellen, dass ein Mensch sich nur in dem Maße selbst ganz finden kann, wie er sich aufrichtig an ­andere verschenkt1. Nirgendwo trifft das mehr zu als in unserem Verhältnis zu Gott. Es dient meinem Glück, wenn ich mich in aller Freiheit Ihm überlasse und Seinem Willen unterstelle.

Also nichts mit Selbstverwirklichung? Doch! – nur eben anders: als ein Weg der Hingabe. Wie geht das? Kann man das lernen? Gott weiß, wie schwer es uns fällt, Ihm zu vertrauen. Voraussetzung dafür ist die Entscheidung: Ja, ich will lernen, dass „dein Wille geschehe“. Persönlich be­ginne ich keinen einzigen Tag ohne ein Gebet der Hingabe, in dem mein Verlangen, ganz Gott zu gehören und mich ganz auf Ihn zu verlassen, Ausdruck findet. Ich spreche aus, was ich aus eigener Kraft nicht vermag, aber von Herzen wünsche, dass es so sei. Die Selbsthingabe sollte deshalb tagtäglich erneuert werden, weil unser Eigenwille sich sonst schnell wieder durchsetzt. Meine Natur will stets am Gewohnten festhalten. Erfahrungsgemäß sind wir lebenslang damit unterwegs, uns in der Hingabe und im Vertrauen zu üben. Oft muss ich mich bei Anforderungen erst einmal durch ein Gestrüpp von Unsicherheiten und Zweifeln hindurchkämpfen. Wenn ich sie dann meiner Frau gegenüber äußere, stoppt sie meine Klagen schnell mit den stets selben Worten: „Hab Vertrauen! Hat Gott dich jemals im Stich gelassen?“ Bestimmt habe ich es schon tausendmal gehört und muss es doch immer wieder hören. Es klingt kindisch, aber genauso ist es: Ein Kind muss immer wieder dasselbe gesagt bekommen, um es sich einzuprägen. Ich möchte dahin kommen, immer und unter allen Umständen sagen zu können: „Herr, dein Wille geschehe! Ich sage Ja zu dem, was du jetzt mit mir vorhast, auch wenn sich in meinem Inneren vieles dagegen wehrt!“ Mein Lieblings-Stoßgebet im Alltag ist: „Mein Jesus, ich vertraue auf Dich!“

Zum Jahresanfang ziehen meine Frau und ich uns gegenseitig einen Jahresheiligen. Mir eröffnete sich in diesem Jahr die Hl. Edith Stein mit dem vielsagenden Leitwort: „Liebe ist Leben in höchster Vollendung: Sein, dass sich ewig hingibt, ­ohne eine Verminderung zu erfahren, unendliche Fruchtbarkeit.“ Diese tapfere Frau, die in Au­sch­witz ermordet wurde, war keine Traumtänzerin, sondern eine unbeirrbare Realistin, die feststellte: „Es ist ein weiter Weg von der Selbstzufriedenheit eines guten Christen, der seine Pflichten erfüllt, eine gute Zeitung liest, richtig wählt usw., im übrigen aber tut, was ihm beliebt, bis zu einem Leben an Gottes Hand und aus Gottes Hand, in der Einfalt des Kindes und der Demut des Zöllners.“ Dies sagte sie 1931 in einem Vortrag über das Weihnachtsgeheimnis. Mit Blick auf die Situation des christlichen Glaubens in unserem Land frage ich mich: Leben wir überhaupt noch als Christen? Äußerlich scheint es noch so. Aber in Wahrheit ist unser Leben vielfach heidnisch. Wie oft versuchen wir in unserer Lebensweise etwas zusammenzubringen, das nicht zusammengebracht werden kann? Ursache dafür scheint mir eine Art innerer Schlaf zu sein, der blind und taub ist für alles, was um uns her geschieht. Wir übernehmen kritiklos die Maßstäbe unserer Umgebung; nennen recht, was alle tun; schön, was allen gefällt; wahr, was ­alle sagen. Im Physikunterricht haben wir gelernt, dass man Wasser nicht mit Öl mischen kann, sie sind zu verschieden. Wäre es deshalb nicht wünschenswert, dass wir unsere Herzen wieder ganz Gott öffnen und in alleiniger Hoffnung auf Ihn alles entfernen, was nicht Gott ist?

Berufung beginnt mit Hingabe

In unseren Seminaren ging es uns darum, zu ­einem lebendigen Glauben zu ermutigen, d. h. ­Leben – Denken, Reden und Handeln – ganz auf Christus auszurichten und in Ihm festzumachen. Die hebräische Bibel gebraucht für unser Wort „glauben“ vornehmlich das Wort „aman“, das sich bis heute in der liturgischen Bekräftigungsformel „Amen“ findet. Die Grundbedeutung von „aman“ ist „fest, beständig sein“. Glauben ist ein Amen-Sagen zu Gott mit allen Konsequenzen. So übe ich mich darin, das Wort Gottes in meine Situation hineinsprechen zu lassen und persönlich mit einem entschiedenen „Ja!“ darauf zu antworten. Dazu lerne ich sehr gerne von Glaubensvorbildern. Mich fasziniert ihre unbeirrbare Treue im Kleinen. Für Gott ist ja nichts klein; für Ihn sind alle Dinge unendlich. Es muss uns also nicht um ­große Taten gehen, sondern das uns Mögliche zu tun, und zwar so gut wir können. Alles andere überlassen wir Gott. „Das einzig Wichtige ist die Gabe deines eigenen Selbst, die Liebe, die du in ­jede deiner Handlungen hineinlegst.“ (Mutter ­Teresa)2

Ein Schlüsselwort für meine ganz persönliche Berufung zum Seelsorger war der Satz unseres Gründers, Horst-Klaus Hofmann, bei einer Bibelarbeit zu Johannes 15 über den Weinstock und die Reben: „Jede Berufung beginnt mit einer großmütigen Hingabe.“ Wie gerne wollte ich bereit sein, mich Gott zur Verfügung zu stellen, damit sein Wille geschehe. Am Folgetag betete ich in meiner Stillen Zeit: „Herr, mit meinem ganzen Sein will ich deinen Willen tun; ich will das sein, was du willst, dass ich sei…“ Ich hatte nicht mit dem gerechnet, was das ins Rollen bringen würde: die Berufung zum OJC-Mitarbeiter, dort als Lehrer im Seelsorgeseminar und zuletzt als Schriftleiter dieser Zeitschrift, dazwischen noch manch anderes. Von allem wurde ich überrascht. Kein einziges dieser Aufgabenfelder hätte ich mir selbst ausgesucht. Immer waren es andere, die mich im Blick hatten, wenn Gott eines seiner Vorhaben realisieren wollte. Oft habe ich mich gefragt: Warum gerade ich? Ganz bestimmt nicht deshalb, weil ich so gut, so gläubig, so intelligent, so mutig und so stark bin. Es gibt für mich nur eine einzige Erklärung dafür: Er beruft nicht die, die besonders begabt sind, sondern die Er berufen will (vgl. Röm 9, 15 und 16)3.

Die Qualität meiner Arbeit liegt nicht in meinen natürlichen Begabungen, sondern gründet in der Hingabe und dem Vertrauen auf Gott. Ein Satz von Augustinus war dabei stets wegweisend für mich: „Wir sind mittätige Empfänger der Gnade Gottes.“ Hier wird klar unterschieden, was meine Sache und was Gottes Sache ist: ich habe lediglich zu empfangen, was Er mir schenkt. Ein Wort des französischen Arbeiterpriesters Michel Quoist hat mich als Student tief angesprochen: „Erst wenn du begriffen hast, dass du aus dir selbst nichts vermagst, kann Gott beginnen, alles für dich zu tun.“ Gott braucht also nicht in erster Linie meine ­Fähigkeiten, sondern vielmehr mein offenes Herz, in das er sich einsenken kann. Das erfordert ein enormes Umdenken.

Verankert in Gott

Schauen wir auf die „Erwählten“ in der Bibel – Mose, Jesaja, Jeremia, Josef, Johannes der Täufer, … – können wir ein wenig nachvollziehen, wenn sie angesichts des göttlichen Auftrags ihre Unzulänglichkeit empfunden haben: „Wer bin ich, dass…?“ Wenn wir nur auf uns schauen, macht uns manche Aufgabe, die an uns herangetragen wird, erst einmal Angst und lässt uns nach Ausreden suchen. Wie oft lag und liege ich Gott damit in den Ohren, dass ich der Größe meiner Aufgaben nicht gewachsen bin. Mein geistlicher Begleiter sagte mir einmal, dass anfänglicher Widerstand vor einer Sendung an sich ein gutes Zeichen sei; vor allem dann, wenn man es zuließe, dass die Kraft des Herrn sich der eigenen Schwäche annimmt. Festen Boden unter die Füße fand ich immer wieder durch klare Verheißungen, die ich zu besonderen Anlässen zugesprochen bekam. Ich komme tagtäglich darauf zurück. In Zeiten, wo der Druck auf mich sehr zunimmt, spreche ich ­eine solche Verheißung bereits beim Erwachen laut aus. In der Stille folgen Gebete, die mich der Treue Gottes, Seiner Güte und Fürsorge versichern. Es sind jeden Tag dieselben. Auf diese Weise­ wird das immer wiederkehrende Miss­trauen besiegt und ich erfahre eine Verankerung in Gott. Die Väter und Mütter des Glaubens bezeugen auf vielfältige Weise, dass es immer der Herr selbst ist, der seinen Berufenen zu Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen verhilft: „Ich werde mit dir sein, darum fürchte dich nicht, lass es jetzt zu…“.  Darauf gilt es, sich immer wieder zurückzubesinnen und im Glauben Ihm zu antworten: „Ja, du hast mich berufen, ich glaube, auch wenn ich nicht weiß wie; ich glaube, dass ich diesen Weg gehen kann, weil du mich gerufen hast.“ Das hilft mir, wegzusehen von meinen natür­lichen Voraussetzungen und mit Gottes Möglichkeiten zu rechnen. Was mir zur Erfüllung einer Aufgabe fehlt, ist für Gott kein Hindernis, sondern eine willkommene Gelegenheit, seine Größe und Allmacht zu zeigen. Der Grund, auf dem ich stehe, bin nicht ich selbst und meine eigene Zielstrebigkeit, sondern meine Zugehörigkeit zu meinem Herrn. So lerne ich täglich neu vertrauen, dass Gott weiß, was er von mir verlangt. Ich will meinerseits das tun, was Seine Liebe verlangt. Immer wieder besinne ich mich darauf, welchen Ursprung ich habe, in welchem Auftrag ich stehe und wo die Kraft herkommt, um ihn zu erfüllen. Aus den Antworten beziehe ich meine Identität: Ich bin aus Liebe gemacht, ich werde aus Liebe erhalten und finde mich in der Hingabe an seine Liebe selbst wieder. Ich gehöre ganz Ihm. Er hat mich an diesen Platz gestellt und überlässt mich nicht mir selbst.

Sicherheit versus Gewissheit

In der lateinischen Sprache basiert der Begriff des Glaubens auf Vertrauen, allem voran das Vertrauen in Gott: das lateinische Wort „Credo“ ist ab­geleitet von „cor dare“, was so viel wie „das Herz geben“ bedeutet. Doch auch umgekehrt schenkt Gott uns Vertrauen, noch bevor wir etwas tun oder leisten. Weil wir sein Werk sind, traut er uns etwas zu, selbst, wenn wir uns nicht so sehen. Nur durch ein Urvertrauen von Gott her, ist es dem Menschen möglich, sein Leben zu meistern.

Vertrauen ist keine Veranlagung, die man besitzt. Immer verwirklicht sich Vertrauen in einem konkreten Akt, der praktisch vollzogen wird. Es nützt nichts, wenn ich irgendwann einmal vertraut habe oder Däumchen drehend darauf warte, es irgendwann einmal gut zu können. Der Glaube ruft uns immer heraus und weg von unseren selbstgemachten Sicherheiten hin ins Unbekannte. Es ist leicht, zu etwas Ja zu sagen, was wir gut kennen bzw. können. Das hat mit Glauben nichts zu tun. Glaube ist nicht möglich ohne ein liebendes Herz, das dem Geliebten völlig vertraut4. Verliebte glauben sich gegenseitig alles, trauen sich alles zu und setzen ihr ganzes Vertrauen auf den anderen bzw. für ihn ein. Doch nirgendwo ist es so berechtigt wie in unserer Beziehung zu Gott. Hier gilt es, ­alles auf eine Karte zu setzen. Nach dem Zeugnis der Bibel hätten wir allen Grund dazu. Wir müssten wie die Braut im Hohelied sein, die Ihn schon von Weitem erkennt: Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt, er springt über die Berge, hüpft über die Hügel. … Sieh da, er steht hinter unserer Mauer, er blickt durch die Fenster, späht durch die Gitter (Hohelied 2,8-9).

Einer der großen spirituellen Meister des 20. Jahrhunderts, der Trappistenmönch Pater Jérôme (1907-1985), kann uns Orientierung geben. Er schreibt: „Die Gewissheit des Glaubenden kommt nicht von dem, was er selbst weiß und sieht, sondern von dem, was Der fühlt und sieht, auf den er sich verlässt. Ich vertraue auf Gott aufgrund der Klarheit, die Er besitzt, und nicht aufgrund meiner eigenen Klarheit. Ich selbst kann blind sein in Bezug auf jene Dinge, die mein Heil betreffen. Meinen Glauben ficht das nicht an; er stützt sich auf das absolute Wissen Gottes. […] Deshalb verspürt der Glaubende Sicherheit, inneren Frieden und geistigen Mut. Er ist sicher, die Wahrheit zu besitzen, weil er weiß, dass er die Hand einem reicht, der selbst die Wahrheit ist.“5

Kürzlich habe ich einen Roman6 gelesen, der mich angesichts darin beschriebener übermenschlicher Prüfungen einerseits zutiefst erschüttert hat, andererseits aber auch enorm angeregt hat, „meine Wurzeln noch tiefer in den Himmel zu versenken.“ „Sie (die ‚Agapianer‘ – Menschen, die aus der göttlichen Liebe leben) zogen“, wie es in diesem Buch heißt „aus dem Himmel ihren Saft, ihr Mark, ihre Gerechtigkeit, ihre Hoffnung und alles, was sie brauchten, um zu leben.“ Es bestätigt, dass „Glaube zuallererst Gottvertrauen“ ist: „tiefe Zuversicht, innere Verankerung, persönliche Verwurzelung unter offenem Himmel. Ein Christ glaubt somit nicht an Gott, sondern glaubt Ihm. Das kann nicht ohne Konsequenzen bleiben.“ (Friedrich Schorlemmer)

Den Blick auf den Himmel gerichtet

Wer ein wirklich heiliges Leben führt, hat den Übergang von der irdischen zur himmlischen Existenz bereits begonnen. Deshalb ist es manchmal schwierig, mit so jemandem zu leben. Ihre Werte und ihr Verhalten spiegeln bereits ein Leben­ jenseits des Grabes wider, und deshalb kann uns ihre Anwesenheit auf die Nerven gehen und zu Ungeduld mit ihnen führen. Wir könnten versucht sein, sie als Wolkenstürmer oder Himmelskomiker abzutun, obwohl sie in Wirklichkeit einfach mit Gott auf Erden leben. Das Leben, das sie führen, haben wir vielleicht noch gar nicht ernsthaft begonnen. Am Ende werden wir alle, wie die Menschen, die Zeuge von Jesu Heilungen und Wundern waren, „höchst erstaunt“ darüber sein, was Christus für diejenigen geplant hat, die Ihn lieben. Auch wenn wir von diesem irdischen Leben aus nicht vollständig in den Himmel bli­cken können, haben wir Sein Versprechen, dass wir, wenn wir mit Ihm gestorben sind, auch mit Ihm leben werden (vgl. 2 Tim 2,11). Als Christen sollen wir mit beiden Beinen fest auf der Erde ­stehen und unseren Blick fest auf den Himmel ­gerichtet halten. Unsere Angst können wir nur ­besiegen, wenn wir schon jetzt unsere Zelte im Himmel aufschlagen. „Genau wie es die Orchideen im tropischen Urwald tun. Da sie ihre Wurzeln nicht in die Erde versenken können, werfen sie sie über ihre Köpfe und über die Bäume und in die Wolken.“7 Um ein inneres Überleben in unserer heutigen Zeit zu garantieren, braucht es mehr denn je Menschen, die ihre Wurzeln tiefer und tiefer im Himmel versenken. In der Ewigkeit. Aus der Sicht des Glaubens betrachtet ist der Himmel unser einziger Besitz, das einzige Gut, dass uns wirklich ­gehört. Alles, was wir besitzen, kommt nicht von der Erde, sondern vom Himmel. Lasst uns dafür Zeugen sein und unser Leben Gott uneingeschränkt zur Verfügung stellen, ganz im Vertrauen, gesagt und getan.

Anmerkungen:
1 Im pastoralen Lehrschreiben Gaudium et Spes 24 heißt es: „…dass der Mensch, der auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst ­willen gewollte Kreatur ist, sich selbst nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst vollkommen finden kann.“
2 aus: Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) in: Keine größere Liebe
3 „Gott erbarmt sich wessen er will und Er beweist Barmherzigkeit, wem er Barmherzigkeit erweisen will. Also ist es nicht das Werk dessen, der will, noch dessen, der läuft, sondern Gottes, der Erbarmen erweist“ (Röm 9,15+16).
4 Bsp.: Geschichte des Seiltänzers mit der Schubkarre
5 Père Jérôme: Ouevres spirituelles, Band VI: Notre coeur contre l‘athéisme, Paris, Ad Solem. 2014
6 Konstantin Virgil Gheorghiu, Die Unsterblichen von Agapia, Hegner Verlag Köln & Olten, 1965
7 Konstantin Virgil Gheorghiu, Die Unsterblichen von Agapia, Hegner Verlag Köln & Olten, 1965
Bild: (c) Meike Buetow
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