An was rührt das? – Gehalten im Urgrund des Lebens

Henri J. M. Nouwen –

Deine große Angst ist, nicht willkommen zu sein. Sie hängt mit deiner Geburtsangst zusammen, der Angst, geboren worden und in diesem Leben nicht willkommen zu sein; sie ist ebenso mit deiner Todesangst verbunden, der Angst, sterben zu müssen und im Leben danach nicht willkommen zu sein. Es ist die tiefsitzende Angst, dass es vielleicht besser gewesen wäre, du hättest nicht gelebt.

Hier triffst du auf den Kern des geistlichen ­Lebens. Gibst du dich den Mächten der Finsternis geschlagen, die dir sagen, dass du in diesem ­Leben nicht willkommen bist, oder vertraust du der Stimme dessen, der kam, nicht um dich zu verdammen, sondern dich von Furcht und Angst zu befreien? Du musst das Leben wählen! In jedem Augenblick musst du dich dafür entscheiden, der Stimme zu vertrauen, die sagt: Ich liebe dich. Ich habe dich gewoben im Schoß deiner Mutter (vgl. Psalm 139,13).

Alles, was Jesus dir sagt, kann in dem Satz zusammengefasst werden: „Sei gewiss, dass du willkommen bist!“ Jesus bietet dir sein eigenes inniges Leben mit dem Vater an. Er möchte, dass du alles weißt, was er weiß, und du alles tust, was er tut. Er möchte, dass sein Haus deines wird. Ja, er möchte dir im Haus seines Vaters einen Platz bereiten.

Denk immer daran, dass dein Gefühl, nicht willkommen zu sein, nicht von Gott kommt und nicht die Wahrheit sagt. Der Fürst der Finsternis möchte dich glauben machen, dass dein Leben ein Irrtum ist und es für dich kein Daheim gibt. Aber immer, wenn du es zulässt, dass dich solche Gedanken befallen, begibst du dich auf den Weg der Selbstzerstörung. Deshalb musst du die Lüge entlarven und die Wahrheit, dass du ganz und gar willkommen bist, zur Richtschnur deines Denkens, Redens und Handelns machen.

Henri J. M. Nouwen (1932–1996), kath. Priester, Psychologe und Seelsorger aus Holland.

Aus: Die innere Stimme der Liebe. © Herder Verlag, Freiburg 2016. S. 106f

Bild: ©Christian Sielaff
Brennpunkt-Seelsorge 2 / 2018: Dem JA entgegenleben!
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